»Die Beschäftigung der Bewohner der beiden Märkte ist die der verschiedenen dort wohnenden Professionisten, die dortigen Taglöhner verrichten die ihnen zukommenden häuslichen- und feld-Arbeiten.
Eine weitere Beschäftigung sind die Arbeiten in den verschiedenen Glasfabricken, welche viele Menschenhände in Anspruch nehmen, dahin gehören zuerst die Holzhauer, welche in den Wäldern die Bäume fällen, sägen und spalten und dann im Winter das Scheitholz an Plätze mittelst Zugschlitten abführen, von wo aus das Holz entweder zu Wagen fortgeführt oder auf Triftbächen an die Glasfabricken geschwemmt wird. Nicht nur in den Staatswaldungen sondern auch in den Privatwaldungen der Glasfabrickbesitzer sind mehrere hundert Männer mit dieser Arbeit beschäftigt.
Das Abziehen des Holzes im Winter mittelst Zugschlitten ist durchaus lebensgefährlich und es vergeht selten ein Winter in welchen nicht derlei Unglücksfälle mehrmal vorkommen. Auch selbst das Baumfällen im Sommer ist nicht ohne Gefahr, denn mehrmal wurden bereits Personen durch Umstürzen der Bäume erschlagen.
Eine fernere Beschäftigung bei der Glasfabrikation ist die der sogenannten Pochermänner. Diese Arbeiter müssen den zuvor gebrannten Quarz zu feinen Staub durch Stampfwerke verkleinern laßen, sie müßen ferner den zu Mehlstaub gemachten Quarz einfaßen damit er nach der Glashütte gebracht werden kann. Durch das Einfaßen und durch den beständigen Aufenthalt athmen sie die feinsten Theilchen dieses Staubes ein, wodurch beständiger Hustenreitz in den Lungenzellen erzeugt wird. Dieser beständige Reitz erzeugt Tuberculosis und die Arbeiter gehen an dieser Krankheit nach 3 - 6 Jahren zu Grunde. Gleiches gilt auch von den sogenannten Schmelzern, welche die Mischung derjenigen Materialien vornehmen müssen, die zur Fabrikation des Glases nothwendig sind und wovon der Quarzstaub das Hauptsachlichste ist. Nicht selten ist auch unter diesen Materialien feinst gepulverter Arsenik. Daß übrigens auch die weitern Glasmacher resp. Glasbläser und Former nicht sehr alt werden geht aus dem Umstande hervor, weil diese Männer schon von Jugend auf ihre Lungen beim Erlernen ihrer Profeßion heftig anstrengen müßen, weil sie ferner der größten Schmelzhitze des Glasofens ausgesetzt und einen beständigen Luftwechsel und Luftzug unterworfen sind. Diese Glühhitze verursacht bei ihren Arbeiten heftigen Durst und sie schütten das kalte Bier Maaßweise hinunter; dadurch entstehen heftige Entzündungen der Brustorgane die nicht selten verwahrloß werden und die dann in Lungenerweiterungen übergehen. Bei der Glasfabrikation befindet sich noch überdieß ein jugendlicher Theil von Knaben mit circa 11 - 12 Jahren selten bis zu 15 Jahren meistens Kinder der Glasmacher, welche als sogenannte Eintragbuben und Schürbuben bei der Glasarbeit beschäftiget sind. Diese Beschäftigung ist äußerst anstrengend und hindert die Entwicklung und den Wachsthum dieser Knaben.
Weitere Fabricken sind 3 Zündholzfabricken, wovon die eine bei Zwiesel und zwei bei Regen sich befinden. In diesen Fabricken werden größtentheils Kinder, Knaben und Mädchen von 13 - 16 jahren beschäftigt. Durch diese Beschäftigung sind sie beständig von 6 Uhr Morgends bis Abends 7 Uhr den phosphorsauren Dämpfen mehr oder minder ausgesetzt und nicht selten entwickeln sich dadurch gastrische Fieber mit Affectionen in entzündlicher Form der Lungen. Gefährlicher noch als diese Beschäftigung die blos in der Einlegung der geschnittenen zum Dunken herzurichtenden Hölzchen besteht ist das Dunken selbst, welches darin besteht, daß die geschlichteten Hölzchen in eine Breinmasse bestehend aus geschmolzenen Schwefel und dann in Phosphor getaucht werden, wobei sich Schwefel- und Phosphordämpfe in Unmaßen entwickeln. Diese Arbeit wird freilich von erwachsenen Personen verrichtet, allein man hat hier in Regen bereits ein Beispiel, daß durch diese Arbeit das Unter- und Oberkiefer einer erwachsenen Weibsperson die früher freilich an cariösen Zahnen gelitten hat, so angegriffen wurde, daß bereits cariöse Stücke des Unter- und Oberkiefers sich los gestoßen haben.
Was die Beschäftigung der Landbewohner oder des Landmannes betrifft, so ist dieselbe in den Sommermonaten die gewöhnliche Bauernarbeit. Diese wird meistens mit Beihilfe eines Ochsengespannes verrichtet d. h. es wird damit gepflügt, geackert und geeggt, es wird ferner der nöthige Dünger auf die Felder gebracht, da Heu, Roggen, Haber, Flachs, Kartoffeln etc. eingeheimst und die nöthige Waldstreu nebst Holz etc nach Hause gefahren. Das Ochsengespann ist durch das Joch an den Wagen befeßtigt. Bei allen diesen Fuhrwerken mit Ochsen muß Jemand den beiden Ochsen vorausgehen, sodaß immer zwei Personen bei diesem Fuhrwerk beschäftiget sind. Zu diesem Vorausgehen werden nicht nur größere Personen männlichen und weiblichen Geschlechts, sondern auch Knaben und Mädchen sehr häufig verwendet. Zur Herbstzeit ist die Beschäftigung der Landleute ganz vorzüglich der Flachsarbeit gewidmet; denn der Flachsbau ist nebst der Viehzucht die größte Einnahmequelle unserer Landleute. Deßhalb hat jeder Bauer ein vorzügliches Augenmerk auf die Flachskultur gerichtet. Schon das Ausziehen des Unkrautes aus den auf den Feldern befindlichen noch nicht geblühten Flachspflanzen in den Monaten Ende Juni Anfang Juli ist eine äußerst beschwerliche Arbeit, welche gewöhnlich bei großer Hitze verrichtet werden muß, wozu ebenfalls größtentheils das weibliche Geschlecht verwendet wird. Das Ausraufen, das Riffeln um die Bollen zu bekommen, das Ausbreiten auf trockenen Plätzen, das Brechen in den sogenannten Brechhäusern des Flachses sind überhaupt anstrengende arbeiten. Dann wird der Flachs zu Hause gehechelt und der gröbere Abfall desselben / Leinwerch / zurückbehalten und im Winter von dem Gesinde sowohl von den männlichen als weiblichen Dienstbothen zu gröbern Garn gesponnen um damit den Hausbedarf zu decken. Der schönere und feinere Theil des Flachses wird zu Markt gebracht und verkauft. Bleibt gröberes Garn über den Hausbedarf noch übrig so wird auch dieses verkauft. Überdieß wird auch der Leinsaamen mit Ausnahme des für den nächsten Ausbau bedürftigen verkauft. Im Winter hat es der Bauersmann hier am schönsten, da er außer der Wart und Pflege seines Viehes, des Dreschens und etwa noch des Holzspreißeln nichts zu thun hat. Dieß gilt auch von seinen Kindern, die im Sommer durch Hüten sehr angestrengt und vom Schulbesuche häufig entfernt gehalten werden, welch Letzteres im Winter nur durch zu häufigen Schneefall geschieht.
Bei den Glasfabricken ist die Zeiteintheilung der Arbeit unbestimmt; ja nachdem die Schmelzung der Glasmaße bewerkstelligt werden kann, so daß oft, mitten in der Nacht das Arbeiten beginnt. Bei den verschiedenen Profeßionisten in den Markten sind je nach den verschiedenen Profeßionen in der Regel die Arbeitsstunden von 6 Uhr morgends bis 8 Uhr abends, mit Ausnahme der Nagel- und Hufschmiede, welche um 4 Uhr früh beginnen und um 8 Uhr abends zu arbeiten enden und zwar in den Sommer- und Wintermonaten, nachdem die Arbeit beschleunigt werden muß, beginnen die Landleute im Sommer zwischen 3 - 4 Uhr zu arbeiten und endigen zwischen 8 und 9 Uhr abends. In den Wintermonaten wird zu arbeiten um 6 Uhr morgends angefangen und um 7 Uhr abends geendigt. Überhaupt ist die Arbeit bei den Landleuten sehr beschwerlich und anstrengend, besonders wenn sich die Arbeiten z. B. in der Ärndtezeit etc. sehr häufen. Eine andere vorzüglich gefährliche Arbeit ist die Ausgrabung und Entfernung der zerstreuten Felsenblöcke aus Wiesen und Äckern, wobei manche Menschen schon ihren Tod gefunden haben oder durch Druck zu Krippeln gemacht wurden. Fleißige Landwirthe suchen derlei Felsenblöcke allerseits zu entfernen, dieselben zu verkleinern und da wo es thunlich ist, sie zu Straßenmaterial zu verwenden. Seit 27 Jahren meines Hierseins ist die Ausrodung dieser Felsentrümer ungemein fortgeschritten und schreitet gegenwärtig noch immer vor, wodurch dann bedeutende Acker- oder Wiesflächen als tragbarer Boden gewonnen werden.«
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