»Wenn man aus dem Mehr- oder Minderverbrauch der Seife auf die Reinlichkeit einer Bevölkerung mit Recht schließen darf, so kann dieser Verbrauch der Seife bei unseren Landleuten nicht groß sein, denn die Leibwäsche nammentlich die Hemden werden oft kaum alle 14 Tage gewechselt, und an Sonntagen wird wohl ein neu gewaschenes Hemd angezogen, jedoch abends wieder ausgezogen und das alte wieder hervorgesucht. Die Bettücher bleiben oft monatelang ohne gewechselt zu werden dieselben. Noch länger aber ohne gewechselt zu werden, werden die alten Überzüge der Betten und Polster beibehalten. Tisch und Handtücher trifft man nicht selten blau gefärbt um den davon klebenden Schmutz nicht so gleich erkennbar zu machen. Was in bezug auf Reinlichkeit der Wäsche gesagt worden ist, gilt auch in Bezug auf Reinlichkeit der Kleidung überhaupt.
Es versteht sich ohnedieß, daß das Gesagte nicht ohne rühmliche Ausnahme und nur durchschnittlich ist.
Was die Reinlichkeit in den beiden Märkten betrifft, so muß man dieselbe im Ganzen eine vorzügliche gute nennen; dieß gilt sowohl in als außer dem Hause, der Wäsche und der Kleidung. Gebadet wird nur in den beiden Märkten zur Winterszeit weniger, im Sommer aber mehr. Im Sommer sind die Bäder im Regenfluße sehr häufig an welchen die beiden Märkte gelegen sind. Im Markte Regen ist sogar eine eigene Badeanstalt in einem Mühlarme des Regens angebracht, in welcher die Personen beiderlei Geschlechtes nach voraus bestimmten Tagesstunden Bäder auf Abonement oder gegen eine kleine Vergütung nehmen können.
Eine gleiche Anstalt war früher in Zwiesel, aber seit einigen Jahren hat dieselbe durch irgend einen unbekannten Zufall zu existieren aufgehört. Was die Landleute anbetrifft, so baden dieselben sehr wenig und man möchte fast sagen sie hätten eine Abneigung gegen alles Baden. Daß es einige Ausnahmen von dieser Behauptung gibt, versteht sich von selbst; allein gerade diese Vernachläßigung der Reinigung ihres Körpers durch Baden, der Reinigung der Leib- und Bettwäsche führt oft Hautausschläge herbei, namentlich die Krätze, mit welcher ganze Familien oft jahrelang behaftet sind.«
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